Ein neues Leben begann

Ich bin Diplomingenieurpädagogin und alleinerziehende Mutter einer Tochter. Am 12.12. 1994 war ich auf dem Weg zur Arbeit, als mir ein Wildschwein in mein Auto lief.

Nach 3 Wochen im Koma kam ich langsam wieder zu mir. Es war ein schwerer Start in mein neues Leben, denn mein Knie, der Ellenbogen und ein Oberschenkel waren zertrümmert und gebrochen, ich hatte ein Schädelhirntrauma 3. Grades, meine Milz hatte ich verloren, keinen Geruch mehr und musste vieles neu lernen.

Nach der Zeit im Klinikum Cottbus wurde ich zur Reha nach Kreischa geschickt, dort langsam gefordert und aufgebaut, das hieß auch, dass ich wieder vermehrt mit Menschen in Kontakt kam und schließlich auch zur erneuten Operation nach Dresden, so dass ich meinen linken Arm und das rechte Knie, wenn auch mit Einschränkungen wieder benutzen konnte.

Es folgten weitere Rehas auch im beruflichen Bereich. Bei der letzten, einer Umschulung, stellte ich zum Ende hin fest: Eine berufliche Tätigkeit geht nicht mehr. Ich muss in Rente gehen.

Ab diesem Zeitpunkt war in meinem Leben nichts mehr wie vorher. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mit meinen damals 32 in solch einer Situation wiederfinden würde. Das war eine harte und kämpferische Zeit.
Nach vielen Rehas mit ersten kleinen und großen Fortschritten konnte ich abschnittsweise zurück ins Leben und zu meiner damals 5-jährigen Tochter. Darüber war ich sehr glücklich. Der Weg zur Gesundung war ein langer und sehr beschwerlicher. Durch den Verlust meines Berufes und die körperlichen Beschwerden war ich sehr isoliert.

Da bekam ich von einem Therapeuten der Reha-Vita den Tipp, mich mit Gleichgesinnten zu treffen. Dabei ist es bis heute besonders schön, wieder einen festen Termin im Monat zu haben, an dem man sich austauschen kann. Als nicht vom Schlaganfall betroffene wurde ich in der entsprechenden SHG aufgenommen und zum Organisieren der Aktivitäten angeregt, so dass ich nach dem Ableben unseres Leiters die Gruppenleitung übernahm. An Ostern 2020 kam eine weitere niederschmetternde Nachricht: Ein Hirnaneurysma, also ein Blutgefäß in meinem Kopf, war geplatzt – „Schlaganfall“ hieß die Diagnose.

Seit Beginn meiner Krankengeschichte bekomme in der Kontaktstätte Rekis Cottbus Unterstützung, um Aufmerksamkeit für unser Thema zu schaffen, mit Organisatoren für Treffen in Kontakt zu treten und Inspiration, um das Gruppenleben angenehm zu gestalten: Wichtig ist uns auch im Vorfeld Aufklärung betreiben, damit auch weniger bekannte Symptome eines Schlaganfalls rechtzeitig erkannt werden und schnell Hilfe geleistet werden kann. Alle Gruppenmitglieder empfinden die Treffen als große Bereicherung und ich bin sehr gerne Gruppenleiterin.

Durch die Organisation von Veranstaltungen bekam ich Kontakt zum Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung und übernahm eine ehrenamtliche Funktion im Behindertenbeirat Cottbus. Wir wollen alle Unannehmlichkeiten und Hindernisse des Coronavirus Covid-19 überstehen und sind auch für neue Teilnehmer offen.

Astrid Hanschke
Schlaganfallpatientin und Gruppenleiterin der SHG „Schlaganfall Cottbus“ In Cottbus

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