Gegenseitig stärken und unterstützen

In meinem ersten Leben bin ich sehr gerne und mit großer Leidenschaft auf den Bau gegangen. Ich habe dort in verschiedenen Funktionen gearbeitet. Egal ob als Maurer, Estrichleger, Pflasterer oder Bewehrungsbauer- meine Arbeit hat mir stets große Freude bereitet. Für mich persönlich war die Arbeit auch immer ein wichtiger Pfeiler und ein großes Stück Lebensinhalt.

Doch im Jahr 2000 gab es dann einen Einschnitt, der unser Familienleben stark veränderte: Bei meiner Frau wurde Multiple Sklerose festgestellt. Bei ihr ging der schubförmige Verlauf recht schnell in den „progredienten Verlauf“ über. Das heißt, dass es nach den einzelnen Schüben nicht mehr besser wurde. Innerhalb von nur vier Jahren hat sie die Pflegestufen 3,2 und 1 durchlaufen.

Da es ihr so schnell schlechter ging, mussten wir uns eine barrierefreie Wohnung suchen. Somit zogen wir 2006 von Spremberg nach Cottbus um. Der Kontakt zu Verwandten und Freunden wurde schwächer.

2007 hatte meine Frau dann eine schwere OP am Unterleib. Danach war sie dann zu 100 Prozent querschnittsgelähmt. Damals dachte ich: War es das nun? Nur noch rausgehen, wenn man zum Arzt muss oder einkaufen?

Doch das Leben nahm dann doch nochmal eine positive Wendung: In der Zeitung las ich von einer Selbsthilfegruppe für pflegenden Angehörige. Jeder, der einen Angehörigen zu Hause betreut, weiß, wie schwer es ist, sich auch nur für 90 Minuten von ihm zu trennen. Und jetzt kommt das kleine Wunder: in den 90 Minuten stellt man fest, wie vielen es ebenso geht.

Aus den vielen Gesprächen und von den vielen Vorträgen geht man immer wieder gestärkt und mit guten Ratschlägen nach Hause. Ich selbst habe durch die Selbsthilfegruppe meinen Humor wiedergefunden und sorge gerne mit ironischen Bemerkungen und schwarzem Humor für gute Stimmung. Unterm Strich ist meine Selbsthilfegruppe für mich eine super Unterstützung und ich möchte sie nicht mehr missen.

Hubertus Priebe
Mitglied der Selbsthilfegruppe Pflegende Angehörige, Cottbus

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