Mit Menschen austauschen

Ich habe seit meiner Geburt ein einwinkliges Glaukom. Dadurch war mein linkes Auge schon immer sehr schlecht. Deshalb musste ich auch schon als Kind Hornhauttransplantate bekommen. Psychisch war die Erkrankung natürlich auch immer eine Belastung. Auch weil man mit dem Wissen lebt, wahrscheinlich irgendwann zu erblinden.

Aber ich ließ mich nicht entmutigen. Beendete meine Schullaufbahn und arbeitete danach als Koch. Dieser Beruf hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mit Mitte 20 konnte ich dann jedoch nicht mehr in dem Beruf arbeiten, da meine Sehkraft nicht mehr ausreichte, um die Teller schön zu dekorieren. Zu dieser Zeit musste ich auch der Roller fahren aufgeben.

Der Zustand arbeitslos und ohne berufliche Perspektive zu sein war natürlich bedrückend. Da kam aus meiner Familie der Hinweis, mich doch einmal an eine Selbsthilfegruppe zu wenden.
Ich stellte Kontakt zum Blinden- und Sehbehindertenverband Prignitz her und besuchte schon bald zum ersten Mal eine Selbsthilfegruppe.
Mein erster Gedanke damals, den ich auch ganz frech laut ausgesprochen habe war: „Oh ganz schön viele Silberlocken hier!“ Alle lachten darüber und niemand schien beleidigt zu sein. Obwohl ich der Jüngste war, fühlte ich mich schnell wohl und gut aufgenommen.

Der Austausch mit anderen Betroffenen tut mir sehr gut. Außerdem hab ich viele Tipps bekommen und zum Beispiel auch gelernt, wie ich mir Hilfsmittel organisieren kann. Mittlerweile bin ich wieder sehr positiv eingestellt und mache jetzt eine Weiterbildung zur Bürofachkraft. Diesen Beruf kann man als sehbehinderter Mensch mittlerweile gut ausüben.

Die Arbeit mit der Selbsthilfegruppe macht mir so großen Spaß, dass ich sie mittlerweile sogar anleite und seit zwei Jahren auch Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenverbandes bin. Zur Selbsthilfegruppe zu gehen war für mich eine sehr gute und wegweisende Entscheidung!

Marcus Schumacher
Leiter der Selbsthilfegruppe des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Prignitz

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